Vieles neu beim WBV Rohr:
Neuer Wasserbehälter, Trinkwasserbrunnen und Wasserwart in Rohr
In der Jahreshauptversammlung brachten die anwesenden Mitglieder des Wasserbeschaffungsverbandes (WBV) Rohr auf Vorschlag der Vorstandschaft etliche Neuerungen auf den Weg. Im Zentrum der Jahreshauptversammlung stand die Finanzierung eines neuen Wasserhochbehälters und eines neuen Trinkwasserbrunnens sowie die Wahl eines Wasserwartes.
Wasserwart-Wechsel von Simon Burger zu Christian Hierl
Nachdem Simon Burger wegen der Übernahme des elterlichen landwirtschaftlichen Bio-Betriebes seine bisherige Aufgabe als Wasserwart nicht weiter ausüben kann, wurde Christian Hierl als neuer Wasserwart vorgeschlagen. Der Vorsitzende Ralf Straußberger dankte Simon Burger für seine Arbeit: „Wir haben Verständnis, dass Du die arbeitsintensive Tätigkeit des Wasserwarts nicht mehr ausüben kannst. Herzlichen Dank für Deinen Einsatz in den letzten Jahren als Wasserwart für die Wasserversorgung in Rohr.“ Der WBV freut sich sehr, dass mit Christian Hierl ein hochkompetenter Nachfolger gefunden werden konnte, der auch in der Wahl einstimmig gewählt wurde.
Neuer Wasserbehälter unumgänglich
Straußberger und Schmidt erläuterten nochmals die Hintergründe für die umfangreichen Investitionen, die bereits 2024 im Rahmen der Hauptversammlung und eines Ortstermins erläutert wurden. Um die notwendigen gesetzlichen Vorgaben einzuhalten, wären umfangreiche Erneuerungen teilweise über 80 Jahre alten Behälter notwendig. Hierbei ist besonders problematisch, dass die bisherigen Behälter vom Volumen her nicht mehr ausreichen, weil die Zahl der Abnehmer und damit die Wasserverbräuche gestiegen sind. Insbesondere sind die Spitzenverbräuche durch das aktuelle Behältervolumen nicht mehr abzudecken. Eine Erweiterung des zentralen Behälterstandorts am Gaulnhofer Berg ist aus Platzgründen nicht möglich und sämtliche Ankaufsoptionen sind gescheitert.
Zudem reicht das Behältervolumen auch nicht mehr für die notwendige Löschwasserbereitstellung aus. Die Gemeinde Rohr und der WBV Rohr sind sich grundsätzlich einig, dass eine Löschwasserbereitstellung durch den WBV Rohr die kostengünstigste Lösung für alle Beteiligten, vor allem für die Bürger der Gemeinde Rohr ist. „Da die Löschwasserbereitstellung Aufgabe der Gemeinde Rohr ist und nicht des WBV Rohr, haben wir bereits Gespräche über eine Kostenbeteiligung der Gemeinde an dem Hochbehälter geführt. Wir streben eine vertragliche Lösung zwischen der Gemeinde Rohr und dem WBV Rohr an“, so Straußberger. Die Gesamtkosten für den Behälterbau belaufen sich anhand der eingeholten Angebote für die verschiedenen Teilarbeiten auf ca. 1,46 Mio. Euro.
Rohr braucht Brunnen als zweites Standbein für sichere Wasserversorgung
Der WBV Rohr ist einer der wenigen Wasserversorger, der sein Trinkwasser ausschließlich aus oberflächennahen Quellen bezieht. „Wir waren immer stolz auf diese nachhaltige Form der Trinkwassergewinnung, weil wir ohne Trinkwasserreserven aus der Tiefe ausgekommen sind“, so Straußberger. „Wir mussten aber erkennen, dass wir infolge des Zubaus und der Klimakrise die Spitzenverbräuche mit unseren Quellen künftig nicht mehr abdecken können. Sämtliche befragten Experten rieten zu einem zweiten Standbein in Form eines Trinkwasserbrunnens, um die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können. Eine Probebohrung im Ahnfrautal war erfolgreich: die Qualität und Mischbarkeit ist gegeben. Aktuell erstellt das Büro Genesis Umwelt Consult GmbH die notwendigen hydrogeologischen Unterlagen für das wasserrechtliche Verfahren und die Ausweisung eines Wasserschutzgebietes. Die Gesamtkosten für den Trinkwasserbrunnen belaufen sich anhand der eingeholten Angebote für die verschiedenen Teilarbeiten auf ca. 230.000 Euro.
Sehr deutliche Zustimmung zu Finanzierung und notwendigen Satzungsänderungen
Die Investitionen in einen Wasserbehälter und Brunnen sind zwingend notwendig, damit die gestiegenen gesetzlichen Anforderungen an die Trinkwasserversorgung erfüllt werden können. Um die Finanzierung der beiden Großprojekte zu stemmen, hat die Vorstandschaft mithilfe von Juristen eine Verbesserungsbeitragssatzung ausgearbeitet. Danach werden nach einem Kostenschlüssel die Gesamtkosten von rund 1,5 Mio. € auf die Mitglieder des WBV Rohr umgelegt. Im Schnitt werden die Haushalte im Ort Rohr mit weniger als 3.500 € belastet. „Wir haben Verständnis, dass diese Kostenbelastung für einige nicht leicht zu stemmen sein wird und auch Sorge auslöst. Aber wir können diese Investitionen als kleiner Wasserversorger nur in Form einer Umlage stemmen und nicht aus dem laufenden Haushalt finanzieren. Seit seiner Gründung vor ca. 60 Jahren mussten sich die Mitglieder des WBV Rohr nie an den Kosten für Investitionen beteiligen, als das was an Herstellungsgebühren beim Hausbau und an Wasserverbrauchsgebühren fällig wurde. Wir haben alle Investitionen durch sehr kostenbewusste Haushaltsführung als ehrenamtlich aufgestellter Wasserbeschaffungsverband selber erwirtschaftet. Nun bitten wir unsere Mitglieder in Form einer Umlage, dass sich die Hauseigentümer im Ort Rohr nach etlichen Jahrzehnten erstmalig mit einigen 1.000 Euro an den Investitionen beteiligen,“ warb der 1. Vorsitzende Straußberger um Zustimmung. Rohrs Bürgermeister Felix Fröhlich lobte die Arbeit und die kostengünstigen Planungen des WBV Rohr und warb ebenfalls um Zustimmung. Die Diskussionen und Fragen der Mitglieder nahmen breiten Raum ein und wurden intensiv geführt. Insbesondere einige Mitglieder, die größere Grundstücke - auch landwirtschaftlich genutzte – besitzen, machten sich Sorgen wegen der zu entrichtenden Beiträge. Straußberger sicherte zu, mit dem Landratsamt Roth und der Gemeinde Rohr die beitragspflichtige Grundstücksfläche der betroffenen Grundstücke nochmals zu überprüfen und die Ergebnisse mit den betroffenen Eigentümern zu besprechen.
Zur Umsetzung der Finanzierung waren Beschlussfassungen über Änderungen der WBV-Verbandssatzung und der WBV-Wasserbezugsordnung sowie über eine neue Verbesserungsbeitragssatzung notwendig. Am Ende war die Zustimmung zu allen Punkten sehr groß, bei nur jeweils 1 bzw. 2 Gegenstimmen.
Haushalt einstimmig verabschiedet
Straußberger stellt den Entwurf der Haushaltssatzung samt Haushaltsplan vor. Danach beläuft sich der Verwaltungshaushalt in den Einnahmen und Ausgaben auf 273.550 € und im Vermögenshaushalt in den Einnahmen und Ausgaben auf 1.010.900 €. Die Kreditaufnahme beträgt 200.000 €. Die Schulden betrugen zum Jahresbeginn 200.000 € und die Rücklagen 98.400 €. Die von Straußberger vorgetragene Haushaltssatzung samt Haushaltsplan wurde einstimmig von der Jahreshauptversammlung beschlossen.
Der Vorsitzende Ralf Straußberger dankte für die sehr große Zustimmung. Nach der rechtskräftigen Veröffentlichung der Haushaltssatzung samt Haushaltsplan sollen zeitnah die Aufträge vergeben werden. Straußberger kündigte an, dass der Versand der Bescheide im Spätsommer 2025 geplant ist und damit eine erste Rate von 40 % der Beitragsschuld fällig wird. Nach einer zweiten Rate in Höhe von 40 % um den Jahreswechsel 2025/2026 erfolgt eine Endabrechnung nach Fertigstellung der Maßnahmen.
Beitragsmaßstab der Verbesserungsbeitragssatzung
Beispiel Wohnhaus in den Siedlungen „Am Strichen“ oder „Am Streubicht“
• Grundstücksfläche 700 m² und 2 Vollgeschosse mit Nutzungsfaktor | 1,3 |
• Beitragssatz für Nutzungsfläche: 910 m² x 1,35 €/m² | 1.383,20 € |
• Beitrag für Hausanschluss | 1.136,00 € |
• Gesamtbeitrag | 2.519,20 € |
Beispiel Industriegebiet
• Grundstücksfläche 4.000 m² und 2 Vollgeschosse mit Nutzungsfaktor | 1,3 |
• Beitragssatz für Nutzungsfläche: 5.200 m² x 1,35 €/m² = | 7.904,00 € |
• Beitrag für Hausanschluss: | 1.136,00 € |
• Gesamtbeitrag | 9.040,00 € |
Autor: Ralf Straußberger